Liebe
Leserin, lieber Leser,
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ob Lesungen, Filme, Bücher oder Musik – in diesem Newsletter findest du unsere Empfehlungen zur Fußballkultur im Mai 2025.
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Lena Cassel „Aufstiegskampf“ Lesetour |
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Lena Cassel, geboren 1990 in Köln, ist Podcasterin bei „Fußball MML Daily“ und Moderatorin bei DAZN und Prime Video. In ihrem Buch „Aufstiegskampf“ beschreibt sie ihren mühsamen Weg in die Männerwelt Fußball. Sie berichtet vom Aufwachsen als Arbeiterkind mit einer alleinerziehenden Mutter und den Alkoholproblemen des Vaters. Es geht um die zahlreichen Hürden, die Frauen in der Fußballbranche überwinden müssen. Sie beschreibt sehr persönlich, wie sie als homosexuelle Frau ihren Platz im Fußball und in der Gesellschaft finden musste. Und sie macht sich Gedanken über die Bedeutung des Fußballs für unsere Gesellschaft. Unser Kollege Tim Pommerenke führte anlässlich des Releases ein Interview mit ihr:
Lena Cassel, Sie schildern wichtige Ereignisse in Ihrem Leben als "glitzernder Panini-Sticker-Momente". Was macht so einen Moment aus?
Sie lösen ein Gefühl von Nostalgie aus. Vor allem wusste ich aber erst im Nachgang, dass sie von besonderer Bedeutung waren. Etwa ein Gespräch mit dem Sportchef der Sportschau, der mir früh in meiner Karierre gesagt hat, dass ich zu laut und zu bunt sei für einen Job vor der Kamera. Oder mein Einstieg bei HerthaTV. Ich wollte diese blau-weiße Brille überhaupt nicht tragen. Aber man hat mir ein Mikrofon in die Hand gedrückt, jemand hat die Kamera gehalten und es hieß: Mach einfach. Ich konnte das erste Mal in meinem beruflichen Leben so richtig authentisch sein. Privat war es der frühe Tod meines Vaters, der erst im Nachhinein für mich eine große Bedeutung bekommen hat. Das klingt nun nicht wirklich glitzernd.
Mein Vater hat mich extrem geprägt, ohne dass er sich dessen sonderlich bewusst war. Sein früher Tod hat mir gezeigt, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Es hat mir eine Demut gegeben, aber auch eine lebensbejahende Haltung. Das war prägend für mich, meinen Werdegang und meine persönliche Weiterentwicklung. Haben Sie heute ein besseres Gefühl dafür, ob sich Situationen als Glitzersticker entpuppen?
Ich höre auf mein Bauchgefühl. Es gab Momente in meiner beruflichen Laufbahn, in denen ich gemerkt habe: Lena, hier verlierst du dich ein bisschen. Ich sollte mal Kommentatorin bei einem großen Sender werden. Das hätte so ein Panini-Moment sein können. Ich habe dann ein bisschen die Packung aufgerissen, kurz reingeguckt und für mich festgestellt: Okay, das wird nicht glitzernd. Das passt nicht zu mir. Hätte ich mich mit meinem Kopf entschieden, dann wäre die Entscheidung auf jeden Fall anders ausgefallen. Ich will aber auch nicht mehr um jeden Preis vor der Kamera stehen, nur damit ich für einen "stern TV"-Beitrag einem Nilpferd mit einer langen Zahnbürste die Zähne putzen kann. Was mich immer vor die Kamera getrieben hat, war der Fußball. Ich möchte zu 100 Prozent
authentisch sein und da war ich immer am authentischsten. Das komplette Interview mit Lena Cassel lest ihr hier (CLUB) Ihr habt Lust bekommen, einer Lesung von "Aufstiegskampf" beizuwohnen? Dann schaut in folgenden Städten vorbei: So. 11. Mai 2025 20:00 Uhr Köln | arttheater Köln Mo. 12. Mai 2025 19:00 Uhr Frankfurt am Main | Brotfabrik Di. 13. Mai 2025 20:00 Uhr München | Ampere/Muffatwerk
Mi. 14. Mai 2025 20:00 Uhr Berlin | Pfefferberg Theater Do. 15. Mai 2025 20:00 Uhr Hamburg | KENT Club Tickets überall wo es Tickets gibt. |
Dokumentarfilm über den BFC Dynamo von Arne Birkenstock, Zakaria Rahmani, Daniel Gordon
In den Siebzigern war Dynamo Dresden eine Macht, fünfmal gewann das Team die Meisterschaft. Aber die Sachsen hatten mit Erich Mielke einen mächtigen Gegenspieler, der Stasi-Chef war nämlich Fan des BFC Dynamo. 1978 soll Mielke in die Kabine der Dresdner gestürzt sein und gesagt haben: "Jetzt sind wir dran!" Und so kam es: In der Folge wurde der BFC zehnmal in Folge Meister, oft durch fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen und verdeckte Transfergeschäfte. Wer Mielke in die Quere kam, den ließ er aus dem Weg räumen. Die Doku "Stasi FC" erzählt von dieser düsteren Zeit. Die "Times" schreibt, der Film sei "ein Beweis dafür, dass es immer noch erstaunliche Geschichten hinter dem Eisernen Vorhang" gebe. Tatsächlich sind viele Geschichten bekannt: Lutz
Eigendorf, der nach seiner Flucht mutmaßlich von der Stasi ermordet wird. Falko Götz und Dirk Schlegel, die sich in einem Plattenladen in Belgrad in den Westen absetzen. Gern hätte man mehr erfahren über bislang eher wenig beleuchtete Biografien. Etwa die des Magdeburger Torhüters Uwe Bardick, der wegen angeblicher Fluchtgedanken von der Stasi zum Invaliden gespritzt wurde. Der Film ist trotzdem sehenswert, nicht nur als Einstieg in das Thema. Denn er zeigt einige rare Aufnahmen aus dem ostdeutschen Fußball – und erzählt entlang des Fußballs auch vom aufkeimenden Widerstand in der DDR. – Andreas Bock Dauer: 95 Minuten Im Kino seit: 27.03.2025 Spielzeiten: u.a.
So. 11.05. 15:00 im Tilsiter Lichtspiele, Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin |
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Buch des Monats: Wie man die Premier League gewinnt |
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Die Erfolge des FC Liverpool in den letzten Jahren wären ohne einen walisischen Biochemiker nicht möglich gewesen. Datenanalytiker Ian Graham hat ein Buch über die Arbeit mit Jürgen Klopp, seine Begeisterung für den FC Liverpool und die große Datenrevolution im Fußball geschrieben. 11FREUNDE-Redakteur Christoph Biermann rezensiert die Inside-Story der Datenrevolution im Fußball in Ausgabe #282 wie folgt: Im Maschinenraum der Liverpooler Erfolgsstory
Im Fußball wird tendenziell zu leichtfertig mit dem Begriff Legende umgegangen, aber Ian Graham ist eine. Allerdings hat der ehemalige Leiter der Forschungsabteilung des FC Liverpool sich seinen Ruhm in der Ecke der Fußballwelt erarbeitet, wo jene blassen, bebrillten Männer (und es sind fast immer Männer) zu Hause sind, die Zahlen lieben, Excel-Tabellen und Algorithmen. Die mathematische Modelle zur Pitch Controll entwickeln und zur Bewertung von Spielern durch den Expected Possession Value. Das macht sie für die meisten Menschen ziemlich einschüchternd, Fußballtrainer und -manager eingeschlossen. Insofern will ein großer Teil dieses Buches immer noch Überzeugungsarbeit leisten, welche Erkenntnisse man im Fußball aus Daten ziehen kann. Auch beim FC Liverpool war das kein Durchmarsch,
wie Graham anhand seines Konflikts mit Trainer Brendan Rodgers erzählt, der keine Lust hatte, etwas von seiner Macht an den komischen Zahlenmenschen abzugeben. Weshalb die Erfolgsgeschichte in Liverpool erst in Fahrt kam, als Jürgen Klopp übernahm. Danach kaufte der Klub keine Spieler mehr, deren Daten nicht passten, und oft solche, die anderswo unterbewertet wurden. Als Mo Salah von der AS Rom kam, galt er als in der Premier League gescheitert, weil er vorher bei Chelsea oft auf der Bank gesessen hatte. Doch Graham beschreibt nicht nur, wie das Team zusammengestellt wurde, das 2020 die englische Meisterschaft gewann. Er will auch grundsätzlich erklären, wie Fußball funktioniert, etwa wie wertvoll Ballbesitz ist. Um die zukünftigen Möglichkeiten der Datenanalyse geht es auch, wenn die KI
etwa Laufwege der Spieler zu „halluzinieren“ beginnt. Nie zuvor ist die Datenrevolution im Fußball so gut beschrieben worden, wie in diesem ausgezeichnet übersetzten Buch. Wer ein Grundinteresse an dem Thema mitbringt – ein Nerd muss man nicht sein – wird hier bestens versorgt. Graham hat sich übrigens inzwischen mit einer Beratungsfirma selbständig gemacht, und ein zweites Buch ist schon geplant. Ian Graham Delius Klasing 336 Seiten 29,90 € |
Zu unserem 25. Geburtstag gibt es auch etwas auf die Ohren! Christian Steiffen, der "Arbeiter der Liebe", hat uns einen wundervollen Song gewidmet – quasi eine deutsche Version von You'll Never Walk Alone. Perfekt zum Mitsingen und Wegträumen.
Im aufwendig produzierten Musikvideo steht jedoch nicht nur der selbsternannte "Gott des Schlagers" im Mittelpunkt. Neben Torsten Frings, Arnd Zeigler und Peter Lohmeyer rückt auch das Büro der 11FREUNDE-Redaktion ins Rampenlicht. Zum Glück setzen die Fans des VfL Osnabrück einen emotionalen Gegenpol und sorgen für echte Gänsehautmomente. Oder, wie es der Nutzer @kata_lysa_tor vor 13 Tagen treffend formulierte: "Diesen Steiffen kann man gerne ungefragt rumzeigen." VIDEO
Der 11FREUNDE-Saisonrückblick ist in diesem Jahr bereits einen Monat vor der Veranstaltung ausverkauft. Damit du in Zukunft keine Fußballkulturveranstaltung mehr verpasst, bleib unserem Newsletter treu. Wir lesen uns Anfang Juni wieder! Deine 11FREUNDE-Redaktion |
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